Redeflussstörungen

Stottern bei 2-8jährigen Kindern

Diagnostik

  • Sprachdiagnostik allg. wie bei Sprachstörungen s.o.
  • Ggf. Auswertung und Quantifizierung der Stottersymptome (PSS nach Sandrieser)

Therapie / Einleitung ggf. Vermittlung von:

  • Elternberatung
  • Logopädische Intervention, ggf. z.B. Mini-KIDS („Kinder dürfen stottern“) – Konzept zur direkten Therapie von stotternden Kindern im Alter zwischen 2 und 6 Jahren
  • Verbesserung der sensomotorischen Basis und Reizfilterung durch Einleitung einer sensorischen Integrationsförderung
  • Spieltherapie
  • Erziehungsberatung
  • Familientherapie
  • Neuropädiatrischer Ausschluss organischer Stotterursachen

Stottern bei Jugendlichen und Erwachsenen

Diagnostik

  • Sprachdiagnostik
  • Stuttering Severity-Scale
  • videogestützte Analyse
  • Verfahren zur Teilleistungsdiagnostik

Therapie

logopädische Konzepte für Einzel- und Gruppentherapie:

  • nach Sandrieser/Schneider und nach van Riper / Fluency Shaping etc.
  • Training in Alltagssituationen z.B. Telefonieren, Einkaufen, Poltern bei Jugendlichen und Erwachsenen

Diagnostikmöglichkeiten in der Therapie

  • Video- und Tonaufzeichnung zum Feedback
  • Analyse der Eigenwahrnehmung

Therapieziele

  • Verbesserung der Eigen- und Symptomwahrnehmung
  • Einübung einer veränderten Rede- und Sprechweise
  • Training in Alltagssituationen

Stottern

Allgemeine Beschreibung:
Stottern ist eine Störung des Redeflusses. Die Ursachen eines Stotterns sind meist nicht genau zu benennen. Häufig lösen mehrere Faktoren Störungen des Sprechflusses aus. Beim Stottern kann es zu Wort-, Silben- und Lautwiederholungen (Kloni) aber auch zu Blockaden (Toni) kommen. So wird der Redefluss auffallend häufig durch Dehnungen (z. B. Fffffflöte), Wiederholungen (z.B. Ka-Ka-Ka-Katze), und/oder Blockaden (z. B. ——-Tor) unterbrochen. Ein stotternder Mensch ist im Augenblick des Stotterns unfähig, die erforderlichen Sprechbewegungen auszuführen, obwohl er genau weiß, was er sagen will.

Im Verlauf des Stotterns entstehenden oftmals sogenannte Begleitsymptome. Davon erhoffen sich die Betroffenen, das Stottern aufschieben, kaschieren oder verhindern zu können.

Typische Begleitsymptome sind:

  • Atemvorschübe vor schwierigen Wörtern
  • Startfloskeln vor dem Sprechbeginn
  • Verkrampfungen z.B. in der Gesichtsmuskulatur (z. B. Augenzwinkern)
  • Mitbewegungen z. B. der Hände
  • Veränderung der Sprechweise
  • Vermeidung bestimmter Wörter oder generelle Vermeidung von Kommunikation

Die Begleitsymptome lassen das Stottern in nahezu allen Fällen jedoch noch stärker auffallen und verschlechtern den Redefluss zunehmend. Den meisten stotternden Menschen ist dies jedoch nicht bewusst.

Oft ist Stottern verbunden mit Poltern, ebenfalls einer Redeflussstörung mit überhastetem Sprechen (mit Silben- Wort- oder Satzteilauslassungen), so dass der Zuhörer den Inhalt oft nicht versteht.

Stottern bei Kindern im Vorschulalter:
Bei Kindern im Spracherwerb kommt es häufig zu Redeflussstörungen mit Ganzwortwiederholungen (Iterationen), diese sind häufig als normal im Rahmen der Sprachentwicklung anzusehen. Häufig wechseln sich Phasen flüssigen Sprechens mit „Stotter“phasen ab.

So lange die Kinder nur phasenweise lockere Wortwiederholungen zeigen, sich sprachlich nicht zurücknehmen und Sprechfreude zeigen, ist meist keine Behandlung erforderlich. Wichtig ist, wie die Bezugspersonen mit der Redeflussstörung umgehen, vor allem dass kein sprachlicher Druck ausgeübt wird und ungewollt die Aufmerksamkeit des Kindes mehr und mehr auf die Störung hingelenkt wird. Ein Erklärungsmodell ist daher auch, dass bei der sich entwickelnden Sprachkompetenz, die sprachlichen Anforderungen mit den Fähigkeiten / Kapazitäten des Kindes nicht übereinstimmen. Eltern sagen dann z.B. oft ihr Kind denke schneller als es sprechen könne.

Insofern sind zur Förderung eines stabilen Redeflusses Maßnahmen hilfreich, die helfen ein Gleichgewicht zwischen sprachlichen Anforderungen und Fähigkeiten herzustellen. Ein direkter Eingriff in den Redefluss und Aufforderungen zum Nachsprechen oder zur langsamen Wiederholung wirken sich meist ungünstig aus. Gut gemeinte Sprechübungen, oft auch durch die Großeltern, können da kontraproduktiv sein, da für das Kind ja indirekt eine negative Rückmeldung gegeben wird –> „es ist nicht OK wie/was ich spreche“.

Häufig wird von Eltern praktisch erlebt, dass nach aufregenden Ereignissen die „Stottersymptome“ zunehmen (Geburtstagsfeier, Kindergarteneintritt, Einschulung etc.). Insofern ist es günstig in Phasen mit Redeunflüssigkeiten unnötige Reizüberflutungen und Aufregungen zu vermeiden. Ein gut geplanter Tag ohne unnötige Überraschungen und das Motto „Weniger ist Mehr“ – hilft oft den Redefluss wieder zu stabilisieren. Da Zusammenhänge des Redeflusses mit Wahrnehmung, Körperkoordination, Aufmerksamkeit und Handlungsplanung bestehen kann es in Einzelfällen hilfreich sein die sensomotorischen Fähigkeiten zu fördern, um indirekt den Redefluss zu stabilisieren (z.B. Ergotherapie).

Auch bei jungen Kindern kann eine logopädische Therapie erforderlich werden, wenn eine Chronifizierung droht, d.h. die Redeunflüssigkeiten ständig zunehmen und keine störungsfreien Intervalle mehr auftreten oder die Bezugspersonen sehr beunruhigt sind. Hierfür gibt es Therapiekonzepte wie z.B. Mini-KIDS. (KIDS – Kinder Dürfen Stottern). Oft ist nur eine Beratung der Eltern erforderlich im Umgang mit den Redeunflüssigkeiten.

Diagnostik:
Ob bei Redeunflüssigkeiten eine Chronifizierung droht ist oft schwer abzuschätzen, als Hilfsmittel wurde 1989 von Riley daher eine Screening-Listen entworfen und von Sandrieser und Schneider weiterentwickelt, die mit einem einfachen Punktesystem eine grobe Einschätzung ermöglichen.